Die Kehrmaschinen kreisen über den Korneliusmarkt, überall wird angepackt, werden letzte Keller leergepumpt und zerstörtes Mobiliar in Container geschmissen: In Kornelimünster laufen nach den historisch starken Regenfällen und dem dramatischen Hochwasser die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Diese ermutigenden Signale nach äußerst schwierigen Stunden und Tagen freuen Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, die sich am Freitagnachmittag (16. Juli) persönlich ein Bild der Lage vor Ort gemacht hat. „Es ist eine Hochwasser-Katastrophe, die wir in diesem Ausmaß sicherlich noch nie erlebt haben. Zugleich können wir, wenn wir auf die anderen heftig getroffenen Regionen im Land blicken, festhalten, dass wir offenbar mit einem blauen Auge davongekommen sind. Was mich ermutig, ist der Zusammenhalt und die Solidarität der Menschen, die ich hier in Kornelimünster erlebe. Die Bürgerinnen und Bürger helfen sich gegenseitig. Das stimmt mich positiv, dass wir auch diese Aufgabe als Stadtgesellschaft meistern werden. Für die Verwaltung kann ich zusichern, dass wir alles daran setzen werden, damit Hilfe dort ankommt, wo sie dringend notwendig ist – und zwar sowohl in Aachen als auch in unseren Nachbarkommunen der StädteRegion.“
Anwohner können zurück in ihre Häuser
Gemeinsam mit Stadtdirektorin Annekathrin Grehling, Feuerwehr-Chef Jürgen Wolff und weiteren Vertretern der Hilfsorganisationen und der Stadtverwaltung suchte Keupen das Gespräch mit den vielen betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern in Kornelimünster wie auch in den Friesenrath und in Hahn. Die wichtigste Nachricht machte bereits ab mittags in Kornelimünster die Runde, wie Bezirksamtsleiterin Rita Claßen mitteilte: Dank des unermüdlichen Einsatzes von Baufachberatern des Technischen Hilfswerks (THW) konnten alle vom Hochwasser betroffenen Gebäude im historischen Ortskern begutachtet und freigegeben werden. Es wurden keine offensichtlichen massiven Schäden an den Häusern festgestellt. Allerdings sind insbesondere viele wassernahe Gebäude stark verschlammt und nicht unmittelbar wieder in den Erdgeschossen nutz- und bewohnbar. Viele Anwohner*innen nutzen seit der Freigabe – einige auch schon seit gestern Nachmittag – die Möglichkeit, ihre Häuser wieder in Augenschein zu nehmen und zu entrümpeln. So herrscht aktuell geschäftiges Treiben im Ort. Der Stadtbetrieb rollt mit Kehrmaschinen über den Marktplatz, zudem wurden große Sperrgut-Container aufgestellt. Auch Sonderfahrten für Sperrgut und Elektroschrott wird es am morgigen Samstag (17. Juli) in Kornelimünster ebenso wie in den gleichfalls stark betroffenen Orten Friesenrath und Hahn geben, wie Stadtbetrieb-Geschäftsführer Thomas Thalau zusicherte. Der Energieversorger arbeitet mit Hochdruck daran, die Strom- und Wasserversorgung in den Gebieten wieder herzustellen. Die Anlaufstelle, die Feuerwehr und Ordnungsamt für die Anwohnerschaft in Kornelimünster eingerichtet haben, hat sich ebenfalls bewährt und wurde gut angenommen.
Immer mehr Schäden werden sichtbar
Die Durchfahrt in Kornelimünster am Napoleonsberg bleibt mindestens für die Dauer der Aufräumarbeiten weiter gesperrt. Der Verkehr wird umgeleitet. Letzte Einsatzschwerpunkt stellten für die Feuerwehr die Abteilkirche St. Kornelius und die Kunstsammlung NRW dar. Dort pumpten die Feuerwehrleute noch mit Wasser vollgelaufene Räume leer. Unterdessen hat der Stadtbetrieb erste Schäden in Kornelimünster und Umgebung begutachtet, die das Hochwasser hinterlassen hat. So ist unter anderem die Fußgängerbrücke im Klauserwäldchen Opfer der Wassermassen geworden und nicht mehr begehbar. Auch die wassernahen Spazierwege wurden zum Teil weggespült. Die Stadt appelliert eindringlich, diese Bereiche grundsätzlich zu meiden und Sperrbänder samt Warnhinweisen ernst zu nehmen. Die Gefahr für Leib und Leben ist – auch durch angeschwemmte und umgestürzte Bäume – hoch. Auch in Friesenrath hat das Inde-Hochwasser Schäden zurückgelassen. Die Stromversorgung ist weiterhin unterbrochen, Straßen sind – wie auch in Hahn – beschädigt und teilweise gesperrt.
Städtische Hotline für Fragen und Hilfsangebote
Währenddessen registriert die Stadt eine überwältigende Hilfsbereitschaft – von Privatpersonen, Initiativen, Unternehmen, etc. Mit solchen Hilfsangeboten ebenso wie mit allgemeinen Fragen aufgrund der Hochwasserlage können sich Bürger*innen sich an die Rufnummer 0241/510051 wenden. Dies ist eigentlich die Corona-Hotline, wird aber derzeit zu diesem Zweck freigeschaltet. Wer per Mail Fragen stellen oder Hilfe anbieten möchte, kann dies an stadt.aachen@mail.aachen.de tun. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sicherte zu, dass die vielen Hilfsangebote von der Verwaltung gesichtet und das weitere Vorgehen schnellstmöglich koordiniert und kommuniziert wird.
Die Stadt Aachen bittet eindrücklich darum, die 112 ausschließlich für tatsächliche Notrufe zu verwenden! Die gemeinsame Leitstelle von Stadt und StädteRegion Aachen verzeichnet aufgrund der angespannten Lage in der Region weiterhin ein starkes Anrufvolumen.
Red./Fotos: Stadt Aachen/Stefan Herrmann