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Blickpunkt Brand

Denkmaltag – Der Mennicken Hof in Freund

Beim Tag des Denkmals am 12.09.2021 wurde das Gebäude von der Familie Kreus/Mennicken vorgestellt. Unter der Überschrift: Bauernhof als Wohngebäude.
Der Hof liegt am Anfang der Buschstraße Nr. 4 und ist von außerordentlicher Bedeutung für die Entwicklung Brand/Freund, aber auch familiengeschichtlich von hohem Interesse.
Die Buschstraße ist eine der ältesten Straßen Brands. Sie wurde bereits in der ersten umfassenden Karte des Münsterländchens von 1646 genannt. Das lässt darauf schließen, dass dort auch eine Bebauung vorhanden war. Ein alter Schlussstein über dem Eingangsportal hat folgende Initialen 1769 P.N. – E.M.
Das Portal befindet sich an einem Erweiterungsbau, wie man an der Bruchsteinwand sehen kann. Ursprünglich war das Haus ein Zwei-Fenster-Haus. Das Alter des Hauses dürfte also im Kern wesentlich älter sein. Die Buchstaben deuten wohl auf Petrus Neyßen (Peter Nießen) und Ida Moll (Elisabeth) hin, die am 24.11.1754 geheiratet haben.
Alfons Brammertz, unser ehemaliger Leiter der Bezirksverwaltung, schreibt in seinem Artikel über Freund in unserem Jahrbuch: Brand – Heimatkundliche Blätter 2001, dass sich dort die älteste Wirtschaft Freunds befunden hat. Sie ist 1808 beurkundet, soll aber älter sein. An der Grenze zum Nachbargrundstück befand sich eine Kegelbahn, nur mit Hohlziegel überdacht und mit festgestampftem Lehmboden versehen. In der Hauswiese standen die Stangen für den Vogelschuss der Freunder Schützen. Wasser konnte man aus einem Brunnen im Keller schöpfen, der heute noch vorhanden ist. Im Obergeschoss befand sich ein kleines Sälchen für Versammlungen. 1870 wurde die Gaststätte geschlossen und in das von Jakob Giesen gegenüber neu erbaute Haus verlegt.


Insgesamt lassen sich acht Generationen als Besitzer feststellen (Nießen, Brammertz, Mennicken). Auch Gottfried Brammertz (geb. 1820, gest. 1890) war dort Wirt. Nebenher werden dann aber auch die Berufe Ackerer und Steinhauer vermerkt. Gottfried ist übrigens ein Vorfahr von Alfons Brammertz. Er heiratete eine Wendelina Catharina Jack. Sie war eine Tochter von Matthias Jack, nach dem die Brander Straße benannt ist. Matthias Jack war der erste Lehrer in Brand und über 50 Jahre tätig. Daneben war er lange Jahre Küster. Er legte eine Baumschule für die Veredelungstechnik an und verhalf so den Kleinbauern zu einer zusätzlichen Einnahmequelle. Des Weiteren bemühte er sich um die Anpflanzung von Maulbeerbäumen für die aufkommende Seidenraupenzucht und von Kardendisteln für das Aufrauen von Tuchen, auch liebte er die Bienenzucht. In dem von ihnen erbauten Haus Ecke Trierer Straße/Freunder Landstraße, wo sich heute das Hochhaus befindet, betrieb seine Frau eine Wirtschaft.
Anna, eine Tochter Gottfried Brammertz‘, heiratete den aus Raeren stammenden Hubert Mennicken, den Urgroßvater von Aloisia Kreus, geborene Mennicken. Die Familie baute das Haus Buschstraße nach Beendigung der Landwirtschaft 1981 zu einer Wohnanlage um, unter möglichster Beibehaltung der alten Bausubstanz.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass wir froh sein können, dass es ein derartiges geschichtsträchtiges Gebäude noch in Brand gibt, in einer Zeit in der der Stadtteil durch eine Reihe großer mehrgeschossiger Gebäude immer städtischer wird.

Hermann Schümmer im Geschichtskreis Brand
Fotos: Ewald Kreus