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Wo das Glück im Alter wohnt

Seniorengerechtes Leben ist hausgemacht – mit Barrierefreiheit und Komfort

Rolf Riesner ist 20 Jahre jung, als er bei „Hotel Mama“ ausscheckt und sein vertrautes Nest gegen eine kleine Bleibe tauscht. 43 Quadratmeter misst seine Studentenbude, in der er fünf Jahre zur Miete wohnt. Und dann? Wie das Leben so spielt: Rolf lernt Monika kennen, zieht mit ihr zusammen. Nach einer Weile reichen die 58 Quadratmeter allerdings nicht mehr aus. Wie die Liebe so spielt: Das glückliche Paar bringt Tochter Jana zur Welt – und zieht abermals um. 72 Quadratmeter. Nach zwei Jahren zu dritt findet die Familie noch einmal ihr Glück: Sohn Felix macht die Planung perfekt. Für lange Zeit ein letzter Umzug, diesmal in ein eigenes Haus. 135 Quadratmeter pures Familienleben. „Bis hierhin alles bestens“, sagt der vom Magazin FOCUS mehrfach als Top-Makler ausgezeichnete Immobilienspezialist Peter Dondorf aus Aachen: „Wer sich früh genug einige entscheidende Fragen stellt, der kann sich in punkto Sicherheit und Lebensqualität bestens für das Alter wappnen.“

Barrierefreiheit beginnt im Kopf

Rolf Riesner ist 58 Jahre alt, als die Kinder ausgezogen sind und er mit seiner Frau Monika beschließt, das gemeinsame Haus zu verkaufen und eine ebenerdige, barrierefreie Wohnung zu erwerben. „Viele angehende Senioren entscheiden sich auch dafür, lieber im vertrauten, großen Eigenheim zu bleiben“, weiß Dondorf aus gut drei Jahrzehnten Berufserfahrung. Dann sei es allerdings unvermeidlich, sich schon einige Jahre zuvor mit zentralen Aspekten auseinanderzusetzen. Dazu gehöre etwa, das Haus so gut wie möglich von unnötigen Stufen und Stolperfallen zu befreien. Ein guter Anfang sei auch die Suche nach ungünstig gelegenen Steckdosen, nach unübersichtlichen Bereichen, nach störenden Türschwellen und schwierig zu erreichenden Möbelstücken – um dann rechtzeitig Abhilfe zu schaffen. Darüber hinaus immer eine Überlegung wert: Lassen sich wichtige Räume wie das Schlafzimmer eventuell ins Erdgeschoss verlegen? Finden Waschmaschine, Trockner und Vorräte im Parterre Platz? Außer dem Zugang zum Haus und zu den einzelnen Wohnräumen sollte auch der Weg zur Mülltonne, zum Garten oder zur Garage frei von Hindernissen sein.

Manche Maßnahmen ließen sich in Eigenregie erledigen – etwa Möbel zu entsorgen oder neu zu positionieren, Haltegriffe anzubringen und Bodenbeläge unfallsicher machen. Bei manchen Häusern oder Wohnungen müssten aber vielleicht Türen verbreitert oder Bad, WC und Küche angepasst werden – spätestens dann werde ein Profi-Handwerker fällig. Vorsicht „Stolperfalle“: Ist wie im Fall von Rolf und Monika ein späterer Verkauf der Immobilie geplant, sollten umfassende Umbauten gut überlegt sein, denn: „Ein seniorengerecht umgestaltetes Haus erfährt leider selten eine Wertsteigerung“, gibt Dondorf zu bedenken, da die potentiellen Käufer in der Regel junge Familien sind.

Rundum-Schutz vor Einbrechern und Missgeschicken

Wer als „betagte Person“ alleine in den eigenen vier Wänden wohnt, der sollte sich vor allem wohl und bewahrt fühlen. Dafür lassen sich Fensterbeschläge, Schlösser, Sicherheitssysteme oder eine Alarmanlage nachrüsten. Noch einmal sicherer – aber auch kostspieliger – wird es mit nachträglichen Einbauten von automatischen Tür- und Rollladensystemen, Videokameras und Notrufeinrichtungen. Auf der Internetseite www.k-einbruch.de gibt die Polizei wertvolle Hinweise, und unter www.kfw.de/einbruchschutz bietet der Staat finanzielle Hilfe an. In punkto Sicherheit – zwar nicht gegen Einbrecher, aber gegen Missgeschicke – kann es auch mit AAL glattgehen: „Ambient Assisted Living“ fasst sämtliche Möglichkeiten digitaler Gehilfen zusammen – von der intelligenten Herdkontrolle über smarte Bodenbeläge, die dem Hausnotruf-Team etwaige Stürze mitteilen, bis hin zu Fenster- und Türmeldern, die die Angehörigen oder den sozialen Dienst darüber benachrichtigen, dass der Bewohner das Haus verlassen hat.

Bleiben einige Räume eines großen Hauses voraussichtlich ungenutzt, kann man sie mit Leben füllen. „Was ist attraktiver?“, fragt Dondorf: „Ausgaben für die Heizung und Reinigung leerstehender Zimmer tragen zu müssen oder Einnahmen durch Vermietung an einen Azubi oder Studenten zu erzielen?“ Möglicherweise helfe der neue Mieter sogar im Haushalt oder im Garten. Je nach Immobilie biete sich dann eine bauliche Aufteilung an – etwa des Dachgeschosses oder einer Hälfte des Hauses. Bei aller (Vor-) Freude über nette Gesellschaft: Wer als Senior bestimmte Teile seine Bleibe vermiete, sollte sich unbedingt seiner Pflichten und Verantwortung als Vermieter bewusst sein, betont Dondorf: „Die Sorge um das eigene Haus und dessen Werterhalt wird durch eine Vermietung natürlich nicht genommen.“

Im Alter ergeben sich andere Ansprüche

Die Zeit zeigt es: „Mit den Jahren“ verändern sich Prioritäten. Eine gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu Freunden, Familie, Ärzte und Supermarkt wird für die meisten Menschen mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Für manch einen Senioren bedeutet das, den Lebensmittelpunkt noch einmal zu verlegen – per Umzug in eine komfortable seniorengerechten Bleibe oder durch die Wahrnehmung des „Betreuten Wohnens“. Zeichnet sich ab, dass man das Wohneigentum verlassen möchte und die Erben nicht dort einziehen, sollte man zeitnah verkaufen, sagt der Immobilienspezialist Dondorf. Die Vorteile: eine aktuelle gute Marktlage und die Abgabe sämtlicher Pflichten wie Instandhaltung und Werterhalt, Verantwortung für Garten oder Mieter, Reinigung und Modernisierung. Eine Alternative: Wer auf keinen Fall aus dem Eigenheim ausziehen will, sich aber trotzdem um möglichst wenig kümmern und obendrein  noch ein monatliches Zubrot genießen möchte, der kann durch das Modell der Immobilienrente sein Haus verkaufen und trotzdem dort wohnen bleiben. „Dabei übernimmt der Käufer alle Aufgaben und finanziellen Verpflichtungen für das Haus oder die Wohnung“, erklärt Dondorf. Die Höhe der monatlichen Auszahlung aus dem Verkauf richtet sich nach dem Verkehrswert der Immobilie – errechnet aus dem Verkehrswert, dem Mietwert, eventueller Hypothesen und optimal wählbaren Einmal-Zahlungen. 

Rolf Riesner ist 71 Jahre alt, als seine Kinder ihn und ihre Mutter wieder regelmäßig in der seniorengerechten Wohnung besuchen kommen. Auch sie freuen sich über einen hindernisfreien Zugang. Das macht ihr Gastspiel mit Kinderwagen deutlich einfacher. Auch wenn es die Enkelkinder wohl noch nicht zur schätzen wissen.

Barrierefreiheit im Alter: Informationen und Fördermittel

Barrierefreiheit wird in der DIN-Norm 18040 definiert. Entsprechende Informationen sind auf der Website www.nullbarriere.de zu finden. Für Bestandswohnungen und -häuser bieten die technischen Mindestanforderungen für das Förderprogramm „Altersgerecht umbauen“ unter www.kfw.de/inlandsfoerderung eine gute Orientierung. Aber Achtung: Die Anforderungen der Energieeinsparverordnung /EnEV) für Dämmung und Heizung eines Wohngebäudes haben es in sich – vor allem bei zu sanierenden Bestandsimmobilien. Die Internetseite www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie liefert dazu die wichtigsten Informationen. Außerdem: In denkmalgeschützte Häusern gibt es für eine seniorengerechte Anpassung häufig keine günstige Lösung – aber immerhin finanzielle Unterstützung, deren Konditionen unter www.kfw.de/inlandsfoederung ersichtlich sind.

Mehr Informationen: www.ivb-aachen.de

Text/Foto: IVB Dondorf