Zum Inhalt springen

Interview: Boris Dost – Trainer & Vorsitzender bei Borussia Brand

Mit hehren Vorstellungen und Plänen war Anfang März 2020 Dirk Wierczimok zum Vorsitzenden von Borussia Brand gewählt worden. Schon Ende des Jahres räumte er seinen Platz aus persönlichen und familiären Gründen. Seitdem ist Boris Dost nicht nur kommissarischer Vorsitzender des Traditionsvereins, sondern er trainiert im Trainertandem mit Mustafa Özdemir die erste Seniorenmannschaft. „Mit Geduld, Ruhe und seriösem Handeln“ möchte Dost nicht nur den Gesamtverein Borussia Brand, sondern auch die Fußballabteilung in ruhiges Fahrwasser und wieder zum Erfolg führen, wie er im Interview mit Nöits op d’r Brand erläuterte.

Als Trainer sind sie zur Borussia bekommen und wie die „Jungfrau zum Kinde“ nun kommissarischer Vorsitzender in der Gesamtverantwortung.

Boris Dost
: Im Sommer 2020 wurde ich durch den Geschäftsführer Thomas Keuchen, den ich seit vielen Jahren durch die Zusammenarbeit bei anderen Vereinen kannte, als Trainer nach Brand geholt. Nach dem Rücktritt des alten Vorsitzenden musste ein Nachfolger her und ich habe seinen Posten übernommen – kommissarisch bis zur kommenden Vorstandswahl. Ich möchte einfach helfen, die Borussia auf bessere Füße zu stellen. Ich glaube, dass ich ein sehr gutes Netzwerk habe. Es kann sich schon sehen lassen, was wir seit Januar auf die Beine gestellt haben: eine Kooperation mit der Gesamtschule Brand, wo wir die Mittagsfußballfreizeit anbieten und nach den Ferien die Fußball-AG als Fachtrainer unterstützen. Wir planen mit der Werkstatt für Behinderte Brand eine Fußball-Inklusionsfreizeit und wir haben für den Ligenbetrieb zwei Seniorenmannschaften gemeldet. Unser Ziel ist es, Ruhe in den Verein einkehren lassen und hoffen darauf, dass wir eine komplette Saison durchspielen können. Wir wollen Borussia Brand durch positive Zeichen wieder nach außen hin sichtbar machen.

In welcher Verfassung haben Sie den Verein übernommen?

Boris Dost: Wirtschaftlich in einem sehr guten Zustand. Man merkt an allen Ecken und Kanten, dass hier Man-Power fehlt. Unter dem alten Vorstand Helmut Schönell war hier eine One-Man-Show unterwegs, damit kann man heute nicht mehr viel reißen. Aus dem alten Vorstand werden wir durch Bernd Tüffler und Werner Puschowitz tatkräftig unterstützt, worüber ich sehr froh bin. Das was sich bei der Borussia tut, wird auch außerhalb der Vereinsgrenzen wahrgenommen. Für den Gesamtverein sind wir optimistisch, dass wir gemeinsam was bewegen können. Wir haben die Corona-Pandemie gut überstanden, die meisten Sponsoren sind bei uns geblieben und der Verein verfügt über ein gutes Netzwerk, dass wir pflegen und ausbauen werden.

Borussia Brand hat über viele Jahre eine sportliche Talfahrt erlebt und der Verein hat/hatte ein Imageproblem. Können sie hier maßgeblich helfen?

Boris Dost: Für mich befinden wir uns nicht mehr in dieser Talfahrt. Über fast zwei Jahrzehnte hat sich hier viel verbrannte Erde angehäuft, die wir jetzt beseitigen müssen. Wir sind ein neuer Vorstand und wir haben die Aufgabe, langjährige Sponsoren und Mitglieder neu für Borussia zu begeistern und zu überzeugen, dass die neue Borussia für Kontinuität und ehrliche Arbeit steht. Und zum anderen auch neue Sponsoren und neue Mitglieder zu finden. Wichtig ist, dass Borussia Brand ein Brander Verein ist, der auch bei Veranstaltungen anderer Vereine im Stadtbezirk präsent ist und Hilfe anbietet. Wir wollen unsererseits das Brander-Wir-Gefühl stärken und unterstützen.

Sind der neue Sportplatz und der Neubau des Vereinsheims Mosaiksteine zum neuen Borussia-Feeling?

Boris Dost: Unser Manko war, dass wir seit zwei Jahren, so lange spielen wir schon an der Rombachstraße, immer mit Bierzeltgarnituren agiert haben. Wir können gar kein richtiges Vereinsleben entwickeln ohne Vereinsheim. Im Oktober wird das neue Vereinsheim bezugsfertig sein, so dass die Borussia nicht nur einen Fußballplatz, sondern auch einen eigenen Treffpunkt vor und nach den Spielen hat. Hier können sich nach den Spielen unsere Akteure und Besucher treffen und sich über das Spiel austauschen. Die Resonanz des Publikums bei unseren Heimspielen wächst und steigert sich sicher, wenn das Vereinsheim fertig ist. Dann können wir das Vereinsleben wieder pflegen. Wir haben in der Halle der Gesamtschule die Handballer, die Tischtennisabteilung, die Fußballer sind hier und um die Ecke die Baseballmannschaften der Aachen Greyhounds, die das Vereinsheim und die Umkleidekabinen mit nutzen werden.

Mit welchen Erwartungen steigen sie jetzt in die neue Fußball-Saison in der Kreisliga A ein?

Boris Dost: Wir sind gut aufgestellt und haben eine konkurrenzfähige Mannschaft. Vor zwei Jahren hatten in der Sommerpause fast zwanzig Spieler den Verein verlassen, ein großer Umbruch fand statt. Wir hatten eine Notmannschaft zusammengestellt, die Potential hatte, aber die Mannschaft hat das Potential nie auf den Rasen bekommen. Dadurch haben wir viele Punkte liegengelassen. Nach Abbruch der Saison wegen Corona haben wir frühzeitig mit der Kaderplanung begonnen und mit den Spielern gesprochen, mit denen wir weiterarbeiten wollten. Wir haben im März alle externen Verpflichtungen getätigt, so dass ich heute über einen 22-köpfigen Kader aus jungen und erfahrenen Spielern verfüge. Die ersten Testspiele haben schon gezeigt, was wir können. Unser Fokus liegt auf dem Klassenerhalt in der A-Liga, was anderes möchte ich gar nicht in den Mund nehmen.

Was ist ihr Ziel in Brand?

Boris Dost: Mein Ziel ist für die Brander, Jugendliche wie Erwachsene, wieder eine Anlaufstelle zu sein, so wie es früher mal war. Wir wollen jedem Sportbegeisterten in den Sportarten, die wir anbieten, wieder eine Heimat bieten. Wir haben in unserem Portfolio Abteilungen, die sportlich in höheren Ligen gespielt haben und in denen gute Arbeit geleistet wird. Skandalös waren eigentlich immer wir Fußballer, das muss man so sagen, die immer ein Grüppchen für sich waren. Wir haben es in der kurzen Zeit geschafft mehr Einheit, mehr Borussia zu werden, die Abteilungen miteinander zu vereinen und miteinander zu kommunizieren. Das muss unser künftiger Weg sein – für ein gemeinsames Borussia.

Foto: Verein