Naturschutz mit tierischer Hilfe
Anfang Mai war es soweit: Nach jahrelanger Planung und Vorbereitung fanden acht Schottische Hochlandrinder im Naturschutzgebiet Indetal ihre neue Heimat. Unter den begeisterten Augen der städtischen Umweltverwaltung, Vertretern des NABU und der Lokalpolitik liefen die drei Mutterkühe mit ihren vier Kälbern und einem Bullen von der Viehtransporterpritsche hinab auf die Wiese und fingen alsbald an zu grasen.
Das zweitgrößte Aachener Naturschutzgebiet Indetal konnte sich in den letzten beiden Jahrzehnten durch die Bemühungen des NABU-Stadtverband Aachen in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Umwelt hervorragend entwickeln. Viele seltene Arten wie Eisvogel, Ringelnatter und Orchideen haben sich im Bestand gut entwickelt. Der Biber und auch weniger auffällige Tiere wie der Mädesüßperlmutterfalter und die Sumpfschrecke fanden hier neue Heimat und Rückzugsraum.
Die Dauerbeweidung mit den Schottischen Hochlandrindern ist eine weitere Maßnahme, um den Naturschutz zu optimieren. Sie sollen auf der zehn Hektar großen Flächen beidseits der Inde durch Fraß und Tritt ein Mosaik aus blühenden Wiesen, Gebüschen und Gewässern schaffen und somit die Artenvielfalt erhalten und fördern. Verschiedenste Insekten werden von Blüten oder Dung angelockt und schaffen ein reiches Nahrungsangebot für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Amphibien.
Die Gelbbauchunke benötigt kleine, regelmäßig austrocknende aber nicht zuwachsende Tümpel für ihre Nachkommen. Bei Komerich kommt noch eine kleine, sehr gefährdete Population dieser europäisch geschützten Art vor. Bachauen mit Fluttümpeln sind ihr natürlicher Lebensraum. Durch den Vertritt der Rinder an den Ufern von Kleingewässern soll die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Zukunft profitieren.
Das Projekt wird von der NABU-Naturschutzstation durchgeführt und im Rahmen des Life-Projekts BOVAR mit Mitteln aus dem EU-Umweltprogramm für Natur und Biodiversität gefördert. Seit Anfang März 2018 widmet sich die Projektgemeinschaft in dem international tätigen Artenschutz-Projekt mit dem Kurztitel „LIFE BOVAR“ dem Management der Gelbbauchunke und anderer gefährdeter Amphibienarten dynamischer Lebensräume. Dabei sollen die Zielarten vor allem in Natura 2000-Schutzgebieten profitieren.
Gemeinsam mit der niederländischen Organisation Free Nature betreut die NABU-Naturschutzstation Aachen die Hochlandrinder, die dauerhaft in ihrem Familienverband leben werden. Free Nature konnte als erfahrener Partner für das Projekt gewonnen werden. Seit mehr als 15 Jahren züchtet und betreut die Organisation große Weidetiere in extensiver, ganzjähriger Beweidung in den Niederlanden. Darüber hinaus wird das Projekt von der Stadt Aachen, vom NABU Stadtverband und vom Bezirk Brand unterstützt.
Auch als Besucher können Sie einen Beitrag zum Erhalt des Indetals leisten. Bitte halten Sie die Bestimmungen des Naturschutzgebietes ein: Hunde sind angeleint zu führen, die Rinder und alle anderen Tier- und Pflanzenarten sind ausschließlich von den Wegen aus zu beobachten, parken Sie zu Beginn des Komericher Weges an der Freunder Landstraße und verhalten Sie sich ruhig und rücksichtsvoll im Naturschutzgebiet.
Falls Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, z.B. ein verletztes oder ausgebrochenes Rind, finden Sie auf den Infoschildern unsere Notfallnummern.
Informationen zum Projekt im Internet unter:
www.naturschutzstation-aachen.de/life-bovar
Text: Dr. Manfred Aletsee/NABU-Naturschutzstation Aachen
Fotos: Manfred Aletsee/Julian Lüdemann/Uwe Schmidt