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Brander Kopp: Ingrid Krebs (Folge 78)

„Es ist mein Antrieb, Menschen zu treffen, zu unterstützen und zu helfen“

Ingrid Krebs

Ingrid Krebs blickt auf ein bewegtes und ereignisreiches Leben zurück, welches erfüllt ist von einem nimmermüden Engagement für ihre Mitmenschen. Im Mittelpunkt der positiven Lebensereignisse stehen ihr Mann Peter, drei Kinder und Enkel*innen, die sie liebevoll umhegt, aber zu ihrem Leidwesen aktuell wegen der Corona-Pandemie nur ganz selten sehen kann.

Sie freut sich sehr darüber, dass sie als Rheinländerin ihre Leidenschaft für das Brauchtum Karneval an ihre Enkelinnen Anna-Lena und Maja weitergeben konnte. Die beiden Mädchen sind bei einem Aachener Karnevalsverein im karnevalistischen Tanzsport als Tanzmariechen aktiv. Darüber hinaus ist sie seit über 33 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Mitglied bei der KG Rübezahl Silesia und war bis 2020 bei den Karnevalsveranstaltungen am Karnevalsdienstag in Brand in der Martin-Luther-Kirche federführend. Außerdem gehört ihr Herz der Landmannschaft Oberschlesien. Ihr Mann ist Schlesier und sie hat in Aachen die Kindertrachtengruppe Krummhübel gegründet und die Trachten dafür in Handarbeit genäht.

In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf geboren, lebt die ausgebildete Schneiderin und Kinderkrankenschwester seit 45 Jahren im Stadtbezirk Brand – und das sehr gerne: „Das ist meine Oase in einem guten Umfeld mit tollen Nachbarn!“ Sie seien Anfang der 1970er Jahre nach Brand gezogen, weil hier aus ihrer Sicht alles stimmte – von der Schule für die Kinder über das soziale Umfeld bis hin zur Infrastruktur für das tägliche Leben, blickt Krebs zurück.

Viele Brander*innen kennen Ingrid Krebs noch als engagierte Gemeindeschwester, die in der evangelischen Kirchengemeinde Stolberg angestellt war, aber in der Brander Martin-Luther-Kirche eingesetzt war. „Es ist mein Antrieb, Menschen zu treffen, zu unterstützen und zu helfen“, bringt die 75-Jährige ihren Aktionismus auf den Punkt. „Ich bin tief eingebettet in meinem christlichen Glauben, der mir auch in schweren Zeiten weiterhilft!“

Dies erklärt auch ihr Engagement für die Huntington Selbsthilfegruppe Aachen mit Standort Brand, die sie vor mehr als dreißig Jahren als betroffenes Familienmitglied gegründet hat und bis heute als Leiterin anführt. Die Huntington-Krankheit, auch Chorea Huntington oder Veitstanz genannt, ist eine unheilbare Erkrankung des Gehirns, die vererbt wird. Bei Menschen mit Huntington werden Bereiche des Gehirns nach und nach zerstört, die für die Steuerung der Muskeln und für psychische Funktionen wichtig sind. Die Nervenzellen gehen langsam zugrunde.

Hunting ist ein Gen-Defekt, von dem ihre Familie betroffen ist. Die Erkrankung ihrer Familie väterlicherseits ist bis 1800 zurückzuverfolgen. Meine Großmutter, mein Vater und meine Geschwister sind daran gestorben. Ingrid Krebs hat den Gen-Defekt ihres Vaters nicht geerbt, was bei einem Gen-Test 2004 festgestellt wurde. „Mir war schon ein Stein vom Herzen gefallen, dass ich Huntingon nicht vom Vater geerbt habe, aber trotzdem habe ich in der Selbsthilfegruppe weitergemacht, um die Öffentlichkeit über diesen Gen-Defekt zu informieren, die Menschen zu sensibilisieren und Ansprechpartnerin für Betroffene zu sein.“

Menschen mit Huntington sind leicht zu erkennen und deshalb vielen Repressalien ausgesetzt. Sie fallen durch Bewegungsstörungen sowie Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten auf. Diese seltene Krankheit ist unheilbar und Medikamente gibt es nicht. In ihrer Selbsthilfegruppe, deren Einzugsgebiet von Düsseldorf über Köln bis in die Euregio geht, sind 25 Erkrankte und ihre Familien organisiert, die sich regelmäßig treffen. Mit der jährlichen weltweiten Beleuchtungsaktion „Light it up – Huntington Disease“ machen Menschen wie Ingrid Krebs, wie Anfang Mai in Brand, auf die Existenz der Krankheit aufmerksam. (Siehe auch den Bericht über „Light it up“ in dieser Ausgabe.)

Red.