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Zwischen Ohnmacht und Hoffnung

Eine Andacht von Pfarrer Uwe Loeper

Selig, die Frieden stiften (Matthäus 5,9)

Es ist Putins Krieg. Er mordet, lässt Kinderstationen bombadieren, metzelt Männer, Frauen, Kinder. Er zerschießt die Zukunft. Er zerschießt sogar die Vergangenheit: Alles, wofür sich so viele, viele Christinnen und Christen auch, über Jahrzehnte eingesetzt haben: Für Gewaltfreiheit, für Abrüstung, für gute Nachbarschaft – für die Stärke des Rechts und gegen das Recht des Stärkeren.

Dieser Friede ist uns nicht in den Schoß gefallen. Viele haben daran mitgewirkt. Mag die europäische Friedensordnung noch so viele Mängel haben. In ihr ist das Lebenswerk derer wirksam, die nach dem Zweiten Weltkrieg gesagt haben: Nie wieder Krieg! Krieg darf um Gottes willen nicht sein!

Und jetzt? „Es kommt auf uns an, den leidenden Menschen in der Ukraine, den verängstigten Menschen in unseren Nachbarländern, unsere Solidarität zu zeigen, keine billige, sondern eine, die uns etwas kostet. Es kommt auf uns an, den Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg stellen, unsere Achtung zu bezeugen. Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen und ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können“, so Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Überall auf der Welt wird dafür gebetet, Gott möge die Herzen der Kriegstreiber zum Frieden wenden. Unser christlicher Glaube ist aus der Erfahrung entstanden, dass ein Unschuldiger und Wehrloser umgebracht wurde und kein Gott eingegriffen hat und die Leute fragten: „Wo ist nun dein Gott?“. Wir benennen uns nach Christus, der als Gewaltopfer ans Kreuz genagelt wurde. Das war aber nicht das Ende. Sondern Christus wurde auferweckt zu neuem Leben und von Gott ins Recht gesetzt. Seitdem ist das Kreuz ein Protest gegen Gewalt und ein Zeichen dafür, dass Gott an der Seite der Opfer ist und sich mit ihnen identifiziert.

In dieser Passionszeit sehen wir Christus in denen, die in der Ukraine – und an vielen andere Stellen dieser Welt – der Gewalt ausgeliefert sind, und in denen, die in Russland inhaftiert werden. Und in alledem glauben wir und halten trotzig an der Gewissheit fest, dass die Gewalttäter nicht das letzte Wort in der Geschichte haben werden.

Trotz aller Unsicherheit, was jetzt richtig und was jetzt falsch ist, weiß ich eines ganz gewiss:

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Diese Sätze müssen in der Welt bleiben. Die waren nie naiv. Die waren nie billig. Jesus hat sie gesagt. Er hat sie gelebt, diese Sätze. Dafür ist er ins Gefängnis gesteckt worden, bespuckt, gefoltert und hingerichtet. Und er ist nicht totzukriegen. Er steht immer wieder auf in denen, die nicht Jesus sind, oft gar keine Christen, aber es ihm gleichtun. Auch in diesen Tagen.

Und auch dieser Satz, der muss bleiben. Sonst würde ich verzweifeln:

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.