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Nachruf: Wilma Henn

Wilma Henn ist eine geborene Rose. Und so wie die Rose auch Dornen hat, so hat auch Wilma in ihrem Leben viel Freude, aber auch viel Leid erfahren. 1933 wurde Wilma in Orsbach im Jahr der Machtergreifung Hitlers in den Krieg hinein geboren. Im Alter von zweieinhalb Jahren verstarb ihre Mutter. Einige Zeit später heiratete der Vater wieder und die Familie zog nach Eschweiler. Viele Nächte haben sie dort im Keller mit Sirenengeheul und Bombenalarm bis zur Evakuierung verbracht.

Die Flucht führte über Sachsen und die Tschechoslowakei, schließlich landete die Familie in Württemberg, da dort der Vater stationiert war. Nach zwei Jahren begann die Rückführung der Flüchtlinge und die Familie fand Unterkunft in Ennepetal in Westfalen. 1947 trat Wilma eine Lehrstelle in einem Uhrenfachgeschäft an und lernte dort Verkauf und Uhrmacherei. Nach der Lehre stellte ihr Chef sie im größten Juweliergeschäft in Wuppertal-Barmen ein.

Bei einem Besuch in Brand lernte Wilma ihren Traummann Herbert kennen. „Den wollt‘ ich haben und sonst keinen“, so Wilma. 1955 trat Wilma mit ihrem Herbert vor den Traualtar. Fast acht Jahre arbeitete sie im Aachener Uhrengeschäft Niessen. Wilmas Glück war komplett mit der Geburt der beiden gesunden Mädchen Brigitte und Astrid. Die Familie war Wilma immer wichtig und stand an erster Stelle. So war es für sie auch selbstverständlich, ihre Schwiegermutter, an Demenz erkrankt, jahrelang zu pflegen. Ihr größtes Glück war es, die fünf Enkelsöhne aufwachsen zu sehen und zu verwöhnen.

Sportlich aktiv machte sie den Übungsleiterschein und stellte drei Mutter-Kind-Turngruppen zusammen. Ehrenamtlich war sie auch als Schöffin tätig. Enkel Felix damals: „Meine Oma ist Chefin vom Gericht.“ Man sagt: „Hinter einem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.“ Und Wilma war so eine Frau an der Seite ihres Manns Herbert. Während seiner fast 50 Jahre als Bezirksbürgermeister war sie entweder allein zu Haus oder begleitete ihn bei allen Veranstaltungen, z.B. bei den Schützen, Sportvereinen, Theater Brand usw.

1975 gründete Wilma im Bürgerverein den Arbeitskreis „Os Heemetsproch“ mit. Viele Jahre war sie maßgeblich an der Organisation und Ausführung von „Brander Platt Abenden“ und Mundartmessen beteiligt. Unzählige Gedichte und Geschichten auf Brander Platt hat sie verfasst und bei vielen Veranstaltungen des Bürgervereins vorgetragen. In ihren Gedichten bleibt Wilma lebendig und für uns unvergessen. Wilma: „Ihr seht also liebe Leut‘ und ich sage das mit Freud: Wenn man, wie ich, zwar ‚Rose‘ hieß, aber nie auf Rosen gebettet war, ist eins klar. Das Leben lehrt uns dankbar zu sein, trotz allem war ich im Grunde nie allein. Einer war stets an meiner Seite, gab meinem Leben das Geleite.“

Text: Doris Müller/Foto: Ewald Kreus