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Theater Brand

Hochmotiviert ins neue Theaterjahr

Das Theater Brand startet mit zwei Stücken ins neue Jahr. Auf dem Programm des Theaters für Aachens Süden, Freunder Heideweg 3, stehen das Jugendstück „Mensch, ich lieb dich doch“ (vom Berliner Kult-Theater Rote Grütze) und das Antistück „Die kahle Sängerin“ von Eugene Ionesco.

Premiere für das Jugendtheater „Mensch, ich lieb dich doch“ ist am Sonntag, 6. März, um 19.30 Uhr. „Es handelt sich um ein Jugendstück, das Anfang der 1980er Jahre vom Berliner Theater „Rote Grütze“ und vor 22 Jahren vom Theater Brand gespielt wurde“, erläutert Regisseur Patrick Gier.

„Wir haben das Stück ins Programm genommen, weil die Thematik heute genauso aktuell ist wie vor zwanzig Jahren“, ist Ina Dreissiger von der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren begeistert. „Es geht um Süchte! Wir haben mit unseren Darstellern ein Brainstorming gemacht und die Palette der Süchte reichte von Alkohol und toxischen Substanzen über Esssucht bis hin zum Medienkonsum.“

Die Inszenierung entstand unter der einfühlsamen Leitung von Ina Dreissiger und Regisseur Patrick Gier zusammen mit den Mitgliedern der Jugendgruppe des Brander Theaters, die sich intensiv mit der Thematik des Stückes auseinandergesetzt haben und durch das jugendliche Alter des Ensembles dem Stück die notwendige Glaubwürdigkeit geben, ohne dabei den erhobenen Zeigefinger zu zeigen. Dennoch können die Menschen im Publikum an Einsicht gewinnen und an der Lust zu fragen, was ein Leben, was ein Mensch, was Freundschaft und Liebe wert sind.

Termine:
Sonntag, 6. März (Premiere), Donnerstag, 10. März, Freitag, 11. März, Samstag, 12. März, und Sonntag, 13. März. Die Aufführungen beginnen um 19.30 Uhr und Eintrittskarten gibt es zum Preis von 11 Euro (ermäßigt 9 Euro). Tickets gibt es unter: www.ticket-regional.de und der Ticket-Hotline 0651/9790777 (Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr) sowie bei der Buchhandlung am Markt, Trierer Str. 788, 52078 Aachen-Brand. Text/Foto: Gsi

Die kahle Sängerin

Mit „Die kahle Sängerin“ zeigt das Theater Brand ein Antistück (Absurdes Theater) von Eugene Ionesco. Regisseur ist Wilfried Derneden, der nach 30-jähriger Abstinenz zum Theater Brand zurückgekehrt ist und „Die kahle Sängerin“ in 22 Probeneinheiten mit den Schauspieler*innen Harald Radermacher (Mr. Smith), Heike Kaiser (Mrs. Smith), Reinhold Meinecke (Mr. Martin), Iris Gacah (Mrs. Martin), Thomas van Genth (Feuerwehrhauptmann) und Steffi Ritter (Dienstmädchen) inszeniert.

Probenszene „Die kahle Sängerin“. Foto: Heinz Braun

„Wenn ich ernsthaft werde, geht es in dem Stück um die Banalität menschlicher Kommunikation“, fasst Wilfried Derneden den Inhalt zusammen. Wenn man diese Aussage für sich allein so stehen lassen würde, dann käme keiner ins Theater, schmunzelt Derneden. „Das Stück ist, wenn man es sich anschaut, weil es so grotesk übersteuert ist, so komisch, da muss der Betrachter lachen“, erzählt der 67-Jährige von einer Probe bzw. einem Probenversuch, bei dem alle Mitwirkenden permanent gelacht haben. „Auch wenn es grotesk übersteigert ist, man entdeckt sich immer ein Stückchen darin selbst und denkt ‚Ach, dass könnte ich auch sein‘“, fügt der Regisseur hinzu. Laut Wilfried Derneden schafft es Ionesco in „Die kahle Sängerin“ die Banalitäten noch zu überdrehen und damit wird es urkomisch. „Ich hatte einfach Lust, so etwas Verrücktes zu machen und finde es schön, dass ich hier im Theater Brand sechs Schauspieler*innen, die hier schon ewig Theater spielen, für eine Zusammenarbeit gewinnen konnte.“

Termine:
Donnerstag, 17. März (Premiere), Samstag, 19. März, Sonntag, 20. März, Donnerstag, 24. März, Samstag, 26. März, und Sonntag, 27. März.
Die Aufführungen beginnen jeweils um 20 Uhr und Eintrittskarten gibt es zum Preis von 15 Euro (ermäßigt 13 Euro). Tickets gibt es unter:
www.ticket-regional.de und der Ticket-Hotline 0651/9790777 (Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr) sowie bei der Buchhandlung am Markt, Trierer Str. 788, 52078 Aachen-Brand.

Interview mit Patrick Gier & Ina Dreissiger

Am Sonntag, 6. März, um 19.30 Uhr, feiern die Theaterfreunde Brand mit dem Jugendstück „Mensch, ich lieb dich doch“ vom Berliner Kult-Theater „Rote Grütze“ Premiere. Gleichzeitig ist es auch das erste Stück, das in diesem Jahr vom Theater Brand aufgeführt wird. Inszeniert wird „Mensch, ich lieb dich doch“ von Theaterpädagogin Ina Dreissiger und Regisseur Patrick Gier gemeinsam mit Mitgliedern der Jugendgruppe des Theaters Brand. Das Magazin „Nöits op d’r Brand“ sprach mit den Theatermachern.

Herr Gier, mit „Mensch, ich lieb dich doch“ wird das Theater Brand Aufführungspremiere für das Spieljahr 2022 feiern.

Patrick Gier: Es handelt sich hier um ein Jugendstück, was im Original Anfang der 1980er Jahre vom Berliner Theater „Rote Grütze“ aufgeführt wurde. Das Theater Brand hatte das Stück vor 22 Jahren schon einmal im Programm. Ich selbst war damals im Ensemble und habe mitgespielt. Ina Dreissiger und ich leiten seit zwei Jahren die Jugendgruppe der Theaterfreunde Brand und haben vor zwei Jahren mit den Arbeiten an diesem Stück begonnen. Während des Corona-Lockdowns haben wir die Arbeit am Stück eingestellt, was zu Umbesetzungen des jugendlichen Ensembles im Alter von 14 bis 18 Jahren geführt hat und wir befinden uns jetzt im dritten Anlauf „Mensch, ich lieb dich doch“ auf die Bühne zu bringen.

Was war der Grund, das Theaterstück nach mehr als zwei Dekaden wieder ins Programm zu nehmen?

Ina Dreissiger: Die Thematik ist auch heute noch so aktuell wie damals. Es geht um Süchte in jeglicher Form. Wir haben mit den Jugendlichen ein Brainstorming gemacht und dabei kamen Themen wie Esssucht, Essstörungen, Kaufsucht und Alkohol zu Vorschein. Drogen begegnen uns jeden Tag immer wieder. Der Medienkonsum ist gerade zu Corona-Zeiten ein ganz großes Thema geworden. Erst waren die Jugendlichen skeptisch, das Stück ins Programm zu nehmen, aber je mehr sie sich damit beschäftigt haben stellten sie fest, dass das Thema Tiefe hat. „Mensch, ich lieb dich doch“ hat Momente, die sehr dramatisch, sehr intensiv sind und dann sich aber auch plötzlich sehr lustige Szene drin. Manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken; in dem Jugendstück passiert unheimlich viel.

Bekommt man die Jugendlichen, die im Ensemble aktiv sind bzw. die als Zuschauer kommen, mit diesen schweren Themen?

Patrick Gier: In jedem Fall, weil es genau die Themen sind, die die Jugendlichen betreffen. Wir haben jetzt schon Anfragen von Gruppen, z.B. Klassenverbände, die sich das Stück im Kollektiv anschauen wollen. Meine Erinnerung vor mehr als zwanzig Jahren ist so, dass tatsächlich das Feedback auf das Stück sehr gut war. Unterhaltung ist das eine, was Theater kann, darf und muss, aber wir wollen auch zum Nachdenken anregen und gerade bei Jugendlichen, die in der Selbstfindung sind und für junge Erwachsenen, ist es natürlich auch eine Sache des Reifungsprozesses, sich auch mit ernsthaften Themen, z.B. Biographien, wie kann das Leben verlaufen, auseinanderzusetzen und dazu eignet sich das Stück ganz hervorragend. Wir gehen an manchen Stellen während der Probenarbeit sehr in die Tiefe und analysieren die Szenen, was zwischen den einzelnen Figuren da passiert. Es gibt die Jugendclique, um die sich die Handlung dreht, und natürlich gehören da auch Elternteile dazu. Das Thema Schule spielt eine Rolle, neue Bekanntschaften, erste Erfahrungen in der Sexualität usw. – also alles das, was zum erwachsen werden und zur Persönlichkeitsfindung dazu gehört. Letztendlich auf die Drogen bezogen, um die es vordergründig in der Handlung geht, ist in unserer Inszenierung die Fragestellung relevant, welche Dinge, die uns begegnen, können dazu führen, ohne sie zu bewerten unsererseits. Der Denkprozess, das merkt man auch bei den Schauspielern, kann angestoßen werden, inwieweit man von außen den Betroffenen helfen und was kann ein Ausweg sein. Wir bieten keine Lösungen, aber wir versuchen dafür ein Bewusstsein zu entwickeln, dass die Kraft auch aus einem selbst raus kommt.

Frau Dreissiger, welche Ziele verfolgen Sie konkret mit Ihrer Inszenierung?

Ina Dreißiger: Zielsetzung ist, auch mal mit dem Finger drauf zu zeigen, was kann alles passieren. Es gibt in dem Stück einige Schlüsselszenen, z.B. dass bei einem Geburtstag dem Jugendlichen einn Cognac ausgeschänkt und dann eine Zigarrette angezündet wird. Die Gefahr besteht, das dies den Jugendlichen suggeriert, das gehöre dazu. Es ist interessant zu sehen wie unsere Jugendlich aus dem Ensemble damit umgehen. Sie müssen wirklich einige Dinge für sich selbst verarbeiten mit der Aussage: „Das kenne ich, das habe ich selber erlebt.“ Die Arbeit an „Mensch, ich lieb dich doch“ ist ganz anders als an den Stücken, die ich bisher mitgemacht habe. Die Jugendlichen setzen sich nicht nur mit dem Theaterstück auseinander, sondern auch mit sich selber. Das zu erreichen ist eine ganz tolle Sache. Patrick und ich haben das Gefühl, wenn unsere Schauspieler das Stück spielen, das sie ihr Spiel authentisch rüber bringen und sich damit identifizieren können.

Patrick Gier: Sie lernen auch kennen einen Perpektivwechsel einzunehmen. Durch die Erarbeitung der Szenen lernen sie auch noch, den Blick drauf zu werfen, warum sind denn Eltern manchmal so oder so. Eltern haben auch ihre eigenen Themen, die sie beschäftigen und belasten und in ihren Beziehungen ist nicht immer als so schön, wie man das als Kind das wahrnimmt. Auch Erwachsenenbeziehungen verändern sich und können zu Schwierigkeiten untereinander führen und auch die Kommunikation ist da ein Riesenthema. Reden wir aneinander vorbei oder achten wir aufeinander. Dieses aufeinander achten ist ja auch in unserem Stück ganz besonders wichtig.

In Zeiten von Corona ist es wichtig, ehrenamtlich tätige Jugendliche zu motivieren, dass sie auch zwei Jahre am Ball bleiben. Gibt es eine Patentlösung?

Ina Dreissiger: Die Jugendlichen im Ensemble sind dabei, weil sie es unbedingt und hochmotiviert sind Theater zu spielen. Sie wurden auf der einen Seite vom Theaterfieber gepackt. Sie lieben es in und mit dieser Gruppe zu arbeiten, hier zu sein und mit Patrick und mir zu arbeiten und sie lieben es auf der Bühne zu stehen. Das ist wirklich Schauspiel. Sie spielen für ihr jugendliches Alter auf recht hohem Niveau. Wir sind manchmal über das überrascht, was hier auf der Bühne abliefert wird. Das ist schon toll. Wenn einen das Theaterspiel so richtig packt dann bleibt man dabei.

Patrick Gier: Was uns letztendlich geholfen hat die Truppe in schwierigen Zeiten beisammen zu halten war das gemeinsame Ziel. Wir haben uns das gemeinsam vorgenommen und wir wollen das Stück erfolgreich vor Publikum auf die Bühne bringen.

Termine:
Sonntag, 6. März (Premiere), Donnerstag, 10. März, Freitag, 11. März, Samstag, 12. März, und Sonntag, 13. März. Die Aufführungen beginnen um 19.30 Uhr und Eintrittskarten gibt es zum Preis von 11 Euro (ermäßigt 9 Euro) . Tickets gibt es bei www.ticket-regional.de und der Ticket Hotline 0651/9790777 (Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr) sowie bei der Buchhandlung am Markt, Trierer Str. 788, 52078 Aachen-Brand.

GSi