Die Corona-Pandemie legt alle Aktivitäten auf Eis
Auch in diesem Jahr bleibt die Brander Lok im Schuppen! Zum dritten Mal in Folge muss der Brander Karnevalsumzug am Tulpensonntag abgesagt werden: 2020 wegen Unwetter und 2021 sowie 2022 wegen der Corona-Pandemie. Das schmerzt Walter Crombach, Vorsitzender der Brander Unterbähner, die den Brander Umzug seit mehr als 50 Jahren organisieren und durchführen: „Es tut weh und zeitgleich mache ich mir Sorgen um die Zukunft unseres beliebten Umzuges hier op d’r Brand.“
Nach drei ausgefallenen Zügen kann es für die Unterbähner eine schwierige Aufgabe werden, im Jubiläumsjahr 2023 zum 5 x 11. Geburtstag den Umzug – sofern er dann stattfinden wird – in Bezug auf die Teilnehmer und Passanten am Wegrand auf das gewohnte Niveau zu hieven. Bekommen wir den Zug wiederbelebt oder wie lange wird es dauern, bis er wieder so ist, wie wir ihn kennen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Vorsitzende. „Ich habe die Befürchtung, dass sich die Menschen in diesen schweren Corona-Zeiten ohne öffentliche Veranstaltung an ein Leben ohne Kultur und Karneval gewöhnen. Sie danach zu mobilisieren und wieder für das närrische Treiben zu interessieren und zu begeistern, wird ein Kraftakt.“
Gleiches gilt für die im Stadtbezirk geplanten Saal- und Zeltveranstaltungen, die für die laufende Session 2022 alle abgesagt wurden. Jeden der drei Brander Karnevalsvereine – Brander Unterbähner, Erste Große Brander KG (EGB) und die Prinzengarde „Brander Stiere“ – trifft diese Entscheidung hart. „Wir waren auf die laufende Session vorbereitet, die Programme standen“, sinniert Jörg Lies, Kommandant der Prinzengarde „Brander Stiere“. „Nach den Absagen der Veranstaltungen, den Absagen unserer Aufmärsche bei befreundeten Vereinen und der Absagen der Umzüge in Brand und Aachen haben wir nichts. Die Session ist für uns beendet, bevor sie richtig angefangen hat.“
Richtig traurig ist der Stiere-Kommandant auch darüber, dass er mit dem Tanzpaar Jill Gerards und Timo Zeevaert sowie mit Dieter Röhrs drei Aktivposten im Verein verliert und ihnen in dieser abgebrochenen Session keinen Abschied bescheren kann, den sie verdient hätten. „Die drei zu verlieren ist ein herber Verlust. Das Tanzpaar war eines unserer Aushängeschilder und Dieter Röhrs ein Fels in der Brandung, mit unglaublichem Engagement, mit Wissen und viel Erfahrung.“
Tränen flossen auch im Lager der Ersten Großen Brander KG. Im November 2021 wurde wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge die Proklamation des designierten Kinderprinzenpaares mit Kinderprinz Patrick I. Lehnen, Kinderprinzessin Luna I. Nowak und Till Yara Stark abgesagt. Der neugewählte Präsident Michael Stech hatte sich gewünscht, in seiner ersten Session im Amt durchstarten zu können, dies ist erstmal auf Eis gelegt. Ob das Kinderprinzenpaar einen dritten Proklamationsversuch startet, steht aktuell noch nicht fest. „Es ist angedacht, aber der Vorstand wird sich zunächst mit den Kindern und Eltern bei einem Treffen verständigen, ob die Kinder noch motiviert sind. Wir werden alles dafür tun, den Kindern zu ermöglichen, dass sie ihren Traum ausleben können“, fügt Michael Stech hinzu.
Die Brander Vereine werden diese Session gut überstehen, auch wenn finanzielle Verluste ins Haus stehen. Alle Brander Vereine haben zum Ausgleich ihrer Kosten aus den abgesagten Veranstaltungen Bundes- und Landesfördermittel beantragt. „Durch die zugesagten Bundes- und Landesfördermittel wird ein Teil unserer Ausgaben in dieser Session, u.a. an Künstler, an die wir jetzt Ausfallhonorare zahlen müssen, abgedeckelt, den anderen Teil müssen wir selbst stemmen“, weist Lies darauf hin, dass die Brander Prinzengarde ein stabiler und gesunder Verein ist, der für solche Fälle gerüstet ist. „Ich befürchte“, so Lies weiter, „dass viele kleine Vereine diese Situation nicht überleben werden und das Brauchtum viele Ecken und Schrammen zurückbehalten wird.“
Wichtig sei, da sind sich alle Brander Vereine einig, dass vereinsintern alles dafür getan wird, dass die Mitglieder in den Vereinen die Lust am Brauchtum Karneval nicht verlieren und noch enger an die Vereine gebunden werden. Zurzeit laufen schon die Vorbereitungen für die Session 2023, wobei die Vereine schon spät dran sind, um noch adäquate Programmpunkte verpflichten zu können. Trotz alledem, die Brander Vereine blicken optimistisch in die Zukunft. „Intern läuft es bei uns, wir bekommen im Kollektiv diese Krise gemeistert und wir haben op d‘r Brand ein traditionelles Prinzentum, auf das wir bauen können.“
Text/Fotos: Gsi